Eindrücke Istanbulreise Pfingsten 2013

Zu Pfingsten 2013  hat Ruhrdialog e.V. mit dem Eventus Bildungszentrum und dem Evangelischen Schulreferat Duisburg-Niederrhein eine gemeinsame Studienreise nach Istanbul organisiert. Hier sind einige Ausschnitte aus den Eindrücken der Reiseteilnehmer:

Familienbesuch

Ein Ziel unserer kurzen Reise war es, Menschen in der Türkei kennen zu lernen.

Dazu hatten wir u. a. Gelegenheit bei einer Einladung unserer ganzen Gruppe zu einem Abendessen bei zwei türkischen Unternehmerfamilien.

Die Türkei ist ein Land, in dem heute noch die Gastfreundschaft ganz groß geschrieben wird.

Das gilt besonders für Einladungen zum Essen, dem Anlass, Schulfreunden, Arbeitskollegen, Bekannten, Freunden und Nachbarn zwanglos zu begegnen.

Das türkische Sprichwort „Du kommst als Fremder und gehst als Freund“ gilt laut vielen Reiseberichten selbst für Touristen.

Gastfreundschaft wurzelt in der Religion und zeigt sich in sämtlichen Kulturen als religiös fundierte Praxis.

Sie ist im Islam Gott gewollt: „Wer an deine Tür klopft, den hat dir Allah geschickt. Teile mit ihm, was du besitzt.“ (Quelle: Internet – Wilms R.)

Gastfreundschaft und Achtung voreinander sind eine Brücke, die verschiedene, einander auch fremde Welten verbinden und einander nähern kann.

In der türkischen Kultur ist das Abendessen in traditionsbewussten Familien Anlass, mit viel Zeit Neuigkeiten auszutauschen, Ereignisse zu bereden, den Zusammenhalt mit der Familie und Besuchern zu stärken.

Unsere Gruppe verteilte sich auf zwei Gastgeberfamilien, die uns vor ihren Häusern herzlich begrüßten.

Ahmet und Hatice baten uns nach der Begrüßung vor dem Haus in die Diele, wo sich alle – so wie es die türkische Sitte vorschreibt – die Straßenschuhe auszogen, bevor wir in den Wohnbereich weiter gingen.

Der Wohnzimmerbereich wurde von vielen üppigen lila-  und champagnerfarbigen Sofas und Sesseln und einem großen weißen Kamin mit Spiegelaufbau dominiert.

Auf einem Gemälde an der Wand waren auf einem Lesepult ein aufgeschlagener Koran und daneben eine Gebetskette zu sehen.

Zur Begrüßung gehört in der Türkei – anders als wir es in der Regel kennen – dass man sich ausgiebig nach dem Befinden des Gastes erkundigt. Kennt man sich noch nicht, stellt man seine gesamte Familie vor und erzählt als jetziger Bewohner Istanbuls auch, aus welcher Region der Türkei die Stammfamilie eigentlich kommt, da das Land sehr viele verschiedene Völker enthält und sich Verschiebungen ergeben haben. Istanbul hat als Brücke zwischen Europa und Asien schon immer eine große Anziehungskraft auf die Menschen gehabt.

Nachdem Ahmet, seine Frau und seine Kinder sich auch niedergelassen hatten, erzählte Ahmet, dass er selbständiger Unternehmer im Bereich des Handels mit Prüfinstrumenten für den Laborbedarf sei.

Seit 23 Jahren sei er mit Hatice, die aus Bulgarien stamme, verheiratet.

Er selbst lebe seit 25 Jahren in Istanbul, komme aber ursprünglich von der Schwarzmeerküste.

Seine beiden 13jährigen Söhne würden eine Privatschule besuchen, in der sie Englisch und nun auch Deutsch als Fremdsprachen lernen würden, um durch die Mehrsprachigkeit u. a. auch gute Lebens- und Arbeitschancen zu bekommen.

Es sei bei ihnen üblich, sich in einer Art Netzwerk mit den verschiedensten Interessengruppen privat zum Essen zu treffen – wie z. B. mit türkischen Unternehmergruppen oder nun auch mit uns – , um Meinungen auszutauschen.

Ali Riza übersetzte jeweils und wies uns darauf hin, dass das häusliche, tägliche Leben in enger Verbindung mit den Inhalten und der Ausübung der islamischen Religion stehe.

Bei unserer Vorstellung erläuterte unsere Gruppenführerin die Ziele der Fahrt und dankte im Voraus für die freundliche Einladung.

Wir ergänzten, dass unser Wissen und Interesse bisher auf Filmen, Dokumentationen und Begegnungen mit bei uns lebenden türkischen Schülern und deren Eltern, sowie auf der Begegnung mit dem Islam als Unterrichtsthema beruhe.

Ahmets Ehefrau Hatice zeigte durch das Tragen eines schwarzen Übergewandes, welches nur ihr Gesicht und ihre Hände frei ließ, dass die Familie ihren islamischen Glauben konservativ lebt.

Das Gewand über der eigentlichen Kleidung wird immer dann angelegt, wenn eine Frau sich in der Öffentlichkeit außerhalb der direkten Familie befindet.

Nach einiger Zeit bat sie alle Gäste zum Hände waschen ins Badezimmer und bereitete in dieser Zeit auf der großen, sorgfältig und schön gedeckten Tafel auf der Terrasse vor dem Wohnzimmer mit Hilfe ihrer Söhne das Abendessen vor.

Ahmet erklärte uns, dass seine Frau das komplette Essen selbst zubereitet habe und sie und er hoffen würden, dass es allen sehr gut schmecken würde.

Gegen die Abendkühle bot Hatice den weiblichen Gästen Schultertücher an, die sie schon bereit gelegt hatte.

Danach übernahmen ihre Söhne zum Auftakt des Essens das Servieren.

Die türkische Küche – eine Mischung von Rezepten eines Vielvölkerstaates – ist für alle, die gerne essen, abseits ihrer eigenen Gewohnheiten experimentieren und sich auf Neues genussvoll einlassen können, ein Gedicht aus vielen frisch verarbeiteten und ausgewogenen Lebensmitteln. Eine üppige Mahlzeit hat einen hohen Stellenwert.

Womit wurden wir bewirtet?

Natürlich mit dem türkischen Nationalgetränk Ayran – einem gut schmeckendem  Joghurtgetränk mit Wasser, Salz und manchmal auch gehackten frischen Kräutern.

Zum Auftakt gab es eine ganz feine, mild gewürzte, gebundene Hühnersuppe, Fladenbrot, sauer eingelegte Gemüse, Joghurt mit frischen Kräutern, eine große Schüssel mit einem Salat aus Bohnen, Kichererbsen, Zucchini, Tomaten, Paprika und Auberginen, große Platten mit gewürztem türkischen Reis, großen Hackfleischbällchen aus Lammfleisch und zum Nachtisch rote Melonenscheiben.

Den Abschluss bildete – wie fast immer bei einem Essen – schwarzer starker Chay-Tee vom Schwarzen Meer.

Danke, lieber Ahmet, liebe Hatice für Eure Gastfreundschaft.

Danke, lieber Ali Riza für die Vermittlung und dein Dolmetschen in unserer Runde.