Fortbildung mit Hanif Aroji von der Anne-Frank-Bildungsstätte in Frankfurt
Am 19. und 20. Oktober 2024 fand in Essen die Fortbildung mit dem Titel “Hass ist keine Meinung” statt. Die Veranstaltung, die von der Anne-Frank Bildungsstätte angeboten wurde, gab den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich intensiv mit Themen rund um Identität, Diskriminierung und die Rolle von Religion in der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Referenten der Fortbildung waren der Politikwissenschaftler Hanif Aroji sowie Khaled El Sayed und Boujemaa Tajjiou.
Identität und Zugehörigkeit
Ein zentrales Thema der Fortbildung war der Begriff der Identität. Es wurde herausgearbeitet, dass Identität oft mit Zugehörigkeit zu Gruppen und Gemeinschaften verbunden ist, dabei jedoch häufig auch durch Fremdzuschreibungen geprägt wird. Khaled El Sayed betonte: „Mann, Frau, Weiß, Schwarz, groß, klein, das alles spielt zunächst keine Rolle. Die erste Identität, die der Islam uns zuschreibt, ist, dass wir alle Geschöpfe Gottes sind.“ Diese Sichtweise eröffnet einen Raum für gegenseitigen Respekt und Verständnis, unabhängig von äußeren Merkmalen.
Bildung als Pflicht und Verantwortung
Ein weiterer wichtiger Punkt war die Rolle von Bildung im Islam. El Sayed erklärte, dass es eine Pflicht für jeden Muslim sei, Wissen zu erlangen und weiterzugeben. Das erste offenbarte Wort “Ikra” (lies) verdeutlicht, dass Bildung und Vermittlung von Wissen essenzielle Aspekte des Glaubens sind. Dies schließt die Verantwortung ein, aktiv an der Gesellschaft teilzunehmen, auch in herausfordernden Zeiten.
Rassismus und Diskriminierung
Die Fortbildung thematisierte weiterhin die verschiedenen Facetten von Rassismus. Ein Dreischritt der Diskriminierung wurde erläutert: Zuerst wird ein Merkmal mit einer Gruppe verbunden, dann werden Eigenschaften dieser Gruppe bewertet und schließlich erfolgt die Übertragung dieser Eigenschaften auf Einzelpersonen. Rassismus wurde als ein in Europa erfundenes und nachhaltiges “Geschäftsmodell” beschrieben, das auf Homogenität, Essenzialisierung und Hierarchien beruht.
Antimuslimischer Rassismus und Antisemitismus
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf antimuslimischem Rassismus sowie auf den historischen Wurzeln des Antisemitismus. Die Referenten wiesen darauf hin, dass antisemitische Stereotype tief in der Geschichte verwurzelt sind, beginnend beim Antijudaismus bis hin zu modernen Formen des Antisemitismus. Besonders eindrücklich war die Analyse der Holzschnittlegende des Kindesmords und die Verbreitung von antisemitischen Vorurteilen in verschiedenen Epochen.
Fazit
Die Fortbildung bot eine wertvolle Plattform für den Austausch über Identität, Diskriminierung und den heutigen gesellschaftlichen Spannungen, insbesondere im Hinblick auf die Kriegslage im Nahen Osten. Sie ermöglichte es den Teilnehmenden, neue Perspektiven zu gewinnen und sich mit der Verantwortung auseinanderzusetzen, die jeder Einzelne in der Bekämpfung von Hass und Vorurteilen trägt. Abschließend wurde die Bedeutung von Solidarität und Gerechtigkeit hervorgehoben, um eine inklusive Gesellschaft zu fördern. Die Veranstaltung hinterließ einen bleibenden Eindruck und ermutigte die Teilnehmenden, Formen des Rassismus und der Diskriminierung zu erkennen und sich aktiv gegen diese einzusetzen.